Die Erfindung des Countdowns

von Daniel Mellem

Ein schlechtes aber unterhaltsames Buch

Zugegeben, Daniel Mellem hat das Leben Hermann Oberths eingehend recherchiert. Das Buch hat eine wohldefinierte Struktur, oder genauer gesagt: Es ist eine monoton absteigende Folge von Kapiteln entlang der natürlichen Zahlen von zehn bis null. Eine nette und durchaus naheliegende Idee. Das Werk wird vom Autor und Verlag als Roman klassifiziert. Dem widerspreche ich hier.

Das Buch hat mich gelangweilt. Es besitzt die Anmutung einer Aneinanderreihung von Übungen. Gleichsam die Abschlussarbeit für eine, aus der Plakatwerbung bekannten, „Schule des Schreibens”. Dem Text fehlt der durchgehende Stil. Personen sind schlecht herausgearbeitet und man fühlt sich immer wieder an Stereotype erinnert. Ständig ereilte mich das Gefühl: Den kennst du doch irgendwo her… oder das hast du doch so ähnlich schon mal gelesene oder gesehen… .
Beispiel: Tilla, die Ehefrau Oberths erscheint in den Kapiteln kleiner als 5 regelmäßig nur noch als empörte Gattin, die von ihrem Mann enttäuscht und verletzt, diesen wortlos stehen lässt. Sie dreht sich um und geht. Wohin auch immer: in die Küche, den Garten, Key West…

Dieses Buch ist kein Roman, es ist bestenfalls ein Jugendbuch. Vielleicht ist es aber auch einzig der Versuch des Physikers Daniel Mellem seine mehr oder minder gelungenen Schreibversuche in einen Rahmen zu pressen. Der Versuch seine eigenen Jugend-Träume und möglicherweise -Traumata eine Schriftform zu geben. Das wäre als therapeutische Arbeit soweit in Ordnung, wenn nur das Ergebnis stimmte. Am Ende habe ich das Lesen der 286 Seiten aber doch als Zeitverschwendung erlebt. Keinesfalls hat Daniel Mellem damit „… eine Rakete gezündet”, wie es der Klappentext in einem Zitat von Saša Stanišić behauptet.

Wer sich das Lesen von „Die Erfindung des Countdowns” sparen möchte, dem lege ich die Seite www.deutsche-biographie.de nahe. Alles Wichtige über Hermann Oberth erfährt man dort. Auch ein Besuch im Oberth Museum in Feucht in der Nähe von Nürnberg ist empfehlenswert.

Das Schöne an Kritik ist: Sie macht neugierig. Bilden Sie sich doch einfach Ihre eigene Meinung und lesen Sie!

Autor: Daniel Mellem
Verlag:dtv
Genre:Roman
Seiten:286
ISBN:978-3-423-28238-3

1 Kommentar zu „Die Erfindung des Countdowns“

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