Machtergreifung des Islam
Mit Unterwerfung legt Houellebecq eine verstörende Dystopie vor. Frankreich steht vor den Präsidentschaftswahlen, eine schleichende Islamisierung greift um sich. Saudi Arabien finanziert zum Teil die französischen Hochschulen. Der Front National könnte die Präsidentenwahlen gewinnen. Um dies zu verhindern einigen sich die bürgerlichen Parteien und die Linken auf einen Kandidaten des moderaten Islam, der Partei der Moslembrüder. Diese Partei ist allerdings inspiriert und vernetzt mit neufaschistischen Denkschulen.
Der Erzähler, ein Professor an der Sorbonne, nimmt die Veränderungen wahr die der wachsende Einfluss des Islam in Frankreich bewirkt. Juden beginnen ausgegrenzt zu werden und emigrieren nach Israel. Junge, bärtige fromme Männer fordern Frauen auf sich züchtig zu kleiden und “gesittet” zu verhalten. Eine Art „Sharia Polizei“ treibt ihr Unwesen vor den Seminarräumen der Sorbonne. Einschüchterungen und Straßenkämpfe aus den Nachrichten bestimmen die Gespräche der intellektuellen Zirkel ebenso wie faschistisches Gedankengut.
Die Märzgefallenen
Der islamische Präsidentschaftskandidat der Moslempartei entscheidet die Wahlen für sich. Die politische Lage beruhigt sich. Ähnlich den „Märzgefallenen“ in Deutschland von 1933, die Karrierechancen witternd, im März 1933 massenweise in die NSDAP eintraten, läuft die linke Intelligenz zu den Moslembrüdern über. Die Vorteile überwiegen, die Gehälter steigen, Ruhe und Ordnung sind gewährleistet, die Vielehe ist gestattet.
Houellebecqs gesamtes Werk kreist um die Frage, wie ein alternder Intellektueller zu Sex mit jungen Frauen kommen kann. In seinen Romanen werden drastisch und freizügig sexuelle Szenen ausgebreitet. Vorliegendes Buch verhandelt mit ironischem und sarkastischem Blick die Chancen einer islamischen Machtergreifung in Frankreich. Diese wird möglich, verkürzt gesagt, weil ehemals linke, sexuell frustrierte Intellektuelle mit faschistischem Gedankengut, der Chance der Vielweiberei nicht widerstehen können. Der Mann ist wieder in seine alten Rechte eingesetzt, die Emanzipation zurückgedreht, die Rollenverteilung wieder klar und eindeutig.
Das Buch erschien kurz nach den Anschlägen von Januar 2015 in Paris auf das Satiremagazin Charlie Hebdo. Dies gab der Unterwerfung zusätzliche Aktualität.