Schöne Verhältnisse

von Edward St Aubyn

St Aubyn zeichnet in »Schöne Verhältnisse« ein erschreckendes Bild der britischen Upper Class.

Die Mutter ist drogenabhängig und alkoholkrank. Sie kümmert sich wenig um den Ich-Erzähler Patrick, einen fünfjährigen introvertierten Jungen. Ihre einzige und größte Sorge ist, wo sie den ersten Brandy des Tages auftreibt. Auch der Vater trinkt regelmäßig im Stil des Britischen Empire: „somewhere it´s six o´clock”. Patrick stört. Die Kinderfrau hat gekündigt. Die Eltern sind desinteressiert an dem Jungen.

Côte d'Azur
Côte d’Azur

Sommeraufenthalt an der Côte d’Azur

Edward St Aubyn erzählt einen Sommeraufenthalt im Landhaus der Familie an der Côte d’Azur. Es ist heiß. Patrick träumt sich in eine Fantasiewelt, in welcher er mit imaginären Gefährten das Felsenspiel spielt. Nur die Haushälterin, eine Französin, kümmert sich liebevoll um Patrick. Die Erziehungsmethoden des Vaters sind autoritär und von der in den Internaten selbst erlebten Brutalität geprägt. Das geht soweit, dass er seinen Sohn sexuell missbraucht.

Man erwartet Gäste. Der Aristokrat David mit seiner neuesten Freundin, ein ordinäres Flittchen. Komisch und schockierend ist die Beschreibung der Gesellschaft. In lächelndem Plauderton werden die größten Unverschämtheiten ausgetauscht. Die Ehefrau wird gedemütigt und muss vom Boden der Terrasse essen. Was als ein Spiel erscheint, ist doch bitterer Ernst.

Unwillkürlich erinnern die Protagonisten mit ihrer zur Schau gestellten Attitüde der „stiff upper lip“ an Boris Johnson oder Nigel Farange. Genauso verantwortungslos und egozentrisch. Ein entsetzliches Schauspiel.

Zitat aus dem Klappentext:

„Edward St Aubyn erzählt über eine wahre Hölle. Und wie er dies tut, ebenso komisch wie erbarmungslos, ist ganz große Literatur.“

Mein Fazit: Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Dennoch ist es unterhaltsam und schön geschrieben. Ich kann die Lektüre wärmstens empfehlen.

Autor: Edward St Aubyn
Verlag:btb Verlag
Genre:Roman

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