Holzfällen

von Thomas Bernhard

Eine Erregung

Eines meiner Lieblingswerke von Thomas Bernhard ist »Holzfällen Eine Erregung«. Der 1984 erschienene Roman handelt von einer Wiener Abendgesellschaft. Der Ich-Erzähler, ein unverkennbares Alter-Ego Bernhards, sitzt auf einem Ohrensessel etwas abseits, monologisiert und kommentiert. Wortwiederholungen, eine musikalisierte Sprache, ironische Einzelszenen bestimmen Bernhards Sound.

Das künstlerische Abendessen

Das sogenannte »künstlerische Abendessen« beim Ehepaar Auersberger steht in der Erwartung des berühmten Burgschauspielers. Nachdem dieser seine Vorstellung beendet hat, wird er die Abendgesellschaft durch seine Anwesenheit erheben und adeln. Man erwartet gewichtige Wahrheiten aus dem Mund dieses berühmten Darstellers zu erfahren. In der Zwischenzeit unterhält sich die Gesellschaft und die Gespräche plätschern so dahin. Allein der Gast im Ohrensessel beteiligt sich nicht an der Unterhaltung. Stattdessen monologisiert er vor sich hin und es entspinnen sich die für Bernhard typischen Endlosmonologe. Darin entlarvt er auf gehässigste Weise die Mittelmäßigkeit der Abendgesellschaft: Jeder hat irgendetwas mit Kunst zu tun. Der Auersberger ist ein mittelmäßiger Komponist und ein anderer ein drittklassiger Maler.

Netzwerke

Alle sind sie im Wiener Kulturbetrieb bestens vernetzt und sorgen dafür, dass jeder irgendeinen Preis oder Staatspreis bekommt. Man kann sich im Grunde nicht ausstehen. Dennoch fördert man sich gegenseitig und gelangt so selbst in den Genuss von Preisgeldern. Ganz getreu der Methode „do ut des“ (lateinisch: „Ich gebe, damit du gibst“). Bernhard rollt ein Zerrbild des österreichischen Kulturstaatsbetriebes aus.

Je später der Abend…

Zu später Stunde und in betrunkenem Zustand erscheint endlich der Burgschauspieler. Er beteuert, welchen Wert die unberührte Natur für ihn habe, und wie gerne er selbst Teil dieser wäre. Grotesker weise beendet er seine Rede mit den Worten »Wald, Hochwald, Holzfällen«. Einmal nur Holz fällen im Hochwald: das sei das einzig menschengerechte Dasein, überhaupt. Wie »überhaupt« sowieso eine klassische Sentenz Bernhards ist.

Es empfiehlt sich den Text laut zu lesen. Auf diese Weise findet man leichter in den Rhythmus der oft seitenlangen Sätze. Ist man im Sprachduktus von Bernhard erst einmal heimisch geworden, so erwartet einen ein Lesevergnügen der aller unterhaltsamsten Art, überhaupt.

Autor: Thomas Bernhard
Verlag:Suhrkamp
Genre:Roman

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